MZ-Artikel: Radikaler Schnitt bei Merseburg 99
Steve Harport, 28.05.2014

Radikaler Schnitt bei Merseburg 99

Marko Zenau ist immer für eine Überraschung gut. Und er drückt sich nicht vor unbequemen Entscheidungen. So wie vor dem Spiel seines SV Merseburg 99 am vergangenen Wochenende in Elster. Kurz vor dem sensationellen Auswärtserfolg seiner abstiegsbedrohten 99er in suspendierte der Trainer gleich fünf Spieler. Matthias Guderitz, Ramo Jach, René Dornheim, Sandro Franze und Marcus Hebestreit gehören ab sofort nicht mehr zum Kader der ersten Mannschaft. Die Namen wurden bereits aus der Kaderübersicht auf der Homepage des SV 99 entfernt. Mitten in der entscheidenden Phase des Abstiegskampfes auf fünf Akteure zu verzichten, von denen vorab allein vier in der Stammelf standen, muss schwerwiegende Gründe haben. „Es ist eine Einstellungsfrage. Man muss sich nur einmal die Trainingsbeteiligung dieser Spieler in den vergangenen Wochen ansehen, dazu immer die Ausreden. Eine halbe Stunde vor einem Spiel aus fadenscheinigen Gründen abzusagen, ist schon seltsam. Zudem waren die Leistungen unterirdisch“, begründet Zenau seine Entscheidung. Er habe, so der Trainer weiter, seit seinem Amtsantritt lange nach der Ursache gesucht, weshalb sein Team nicht so in den Spielen aufgetreten ist, wie sich Zenau das vorstellt. „Jetzt habe ich sie gefunden“, ist der Trainer überzeugt.
Zumal ein Teil der Spieler wohl bereits bei anderen Vereinen, sogar bei direkten Konkurrenten, vorgespielt haben soll. „Das geht in dieser Phase der Saison gar nicht.“ Die Mannschaft habe sich von den nunmehr Suspendierten „verschaukelt gefühlt, und trägt die Entscheidung zu 100 Prozent mit. Sie hat das Signal verstanden“, so Zenau, und verweist auf das Auftreten in Elster. Dort habe die Mannschaft die richtige Einstellung gezeigt und kämpferisch so gespielt, wie es sein sollte.
Von den Suspendierten kritisierte René Dornheim, dass mit ihm nicht persönlich gesprochen wurde und er aus dem Internet von seiner Suspendierung erfahren habe. „Mit dieser Reaktion habe ich gerechnet. Aber wer nicht zum Training kommt, mit dem kann man auch nicht reden. Und ich werde solchen Spielern auch nicht hinterher telefonieren. Aber da sieht man mal, wie realitätsfremd diese Spieler sind“, sagt der Trainer. Er stelle sich lieber vor die Akteure, die Charakter bewiesen haben. Zenau kündigt zudem an, dass es im Sommer einen großen Schnitt im Spielerkader geben werde. „Das jetzt war nur der erste Teil davon“, betont er.
Doch vorab gilt es erst einmal, den Klassenerhalt endgültig unter Dach und Fach zu bringen. Nach dem Sieg in Elster hat sich die Ausgangslage für die 99er deutlich verbessert. „Wir haben es jetzt selbst in der Hand“, so Zenau zufrieden.
Quelle:Mitteldeutsche Zeitung